Haltern/Münster
(cpm).
Die
Beteiligung der Kinder und Jugendlichen wollen die Jugendhilfeeinrichtungen der
Caritas in der Diözese Münster ausbauen. In den letzten Jahren hat sich die
Erkenntnis durchgesetzt, dass Kinder eigenständige Personen sind – und „keine
kleinen Erwachsenen im Vorbereitungsstadium“. Martina Kriener von der
Fachhochschule Münster hält es deshalb für notwendig, sie stärker in
Entscheidungen einzubeziehen. Die verschiedenen von ihr empfohlenen Wege dahin
diskutierte die Arbeitsgemeinschaft der Erziehungshilfen (AGE) der Caritas in
der Diözese Münster auf ihrer Mitgliederversammlung in Haltern.
Neben dem Fachthema
zogen die Mitgliedseinrichtungen eine Zwischenbilanz fünf Jahre nach der
Gründung. Für Geschäftsführerin Barbara Kick-Förster vom Diözesancaritasverband
Münster ist es angesichts vieler Herausforderungen jetzt notwendig, die
Jugendhilfe “als Querschnittsaufgabe weiter zu professionalisieren” und dafür
die Zusammenarbeit zwischen allen auszubauen, die Hilfen für Kinder und Jugendliche
anbieten. In der AGE haben sich 65 Dienste und Einrichtungen der Caritas wie
Erziehungsberatung oder Kinder- und Jugendheime zusammengeschlossen.
In ihrem Vortrag ließ
Martina Kriener keinen Zweifel daran, dass Beteiligung der Kinder und Jugendlichen
kein bequemer Weg ist, sondern ein Balanceakt. Ständig müssten die Grenzen
ausgelotet und das rechte Maß zwischen notwendiger Autorität und freiem
Aushandeln gefunden werden.
Für Kriener stellt sich nicht mehr die Frage,
ob Beteiligung eingeführt werden soll, sondern es gehe nur noch um das Wie.
Manche Einrichtungen seien bereits auf dem Weg, aber die konsequente Umsetzung
sei durchaus eine Herausforderung. Zum einen müsse Beteiligung in der Haltung
aller Mitarbeiter verankert werden und zum anderen müssten formale Verfahren
eingeführt werden, um die Anwendung im Alltag sicherzustellen und allen
Beteiligten Sicherheit zu geben. Heimbeiräte allein reichten dafür nicht aus.
Als Verfahren empfahl
Kriener den Caritas-Einrichtungen einen konkreten “Rechtekatalog” aufzustellen,
in dem beispielsweise die Frage geklärt sei, ob das Zimmer abgeschlossen werden
dürfe oder nicht. Ein Beschwerdemanagement, das den Namen verdiene, sollte
ebenso eingeführt werden wie Gremien, in denen strittige Fragen diskutiert werden
könnte. Schließlich sollten die Kinder und Jugendlichen regelmäßig befragt
werden.
Ein eindrucksvolles
Beispiel einer Befragung, wenn auch unter anderen Vorzeichen, präsentierte dazu
Uwe Schenk, Leiter des Kinderheims St. Josef in Werne. Gemeinsam mit drei
anderen Einrichtungen im Bundesgebiet haben die Werner mit dem Fotografen Horst
Wackerbarth Fotos von Kinder und Jugendlichen auf seinem berühmten roten Sofa
gemacht. Darauf sitzend sind sie interviewt worden, woraus ein ebenso heiterer
wie nachdenklich machender Film entstanden ist. In einer Wanderausstellung
sollen Fotos und Film präsentiert werden.
In ihrem
Geschäftsbericht sah Barbara Kick-Förster die AGE nach fünf Jahren in einer
Konsolidierungsphase, die allerdings nichts mit Stillstand zu tun habe. Das
zeigten schon verschiedene Projekte, die angestoßen seien oder die
Bereitschaft, sich beim Aufbau der vom Land geplanten Familienzentren zu
beteiligen.
133/2005 9. Dezember 2005